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Die kürzeste Nacht, der längste Tag im
Jahr
Am 21. Juni ist Sommeranfang. Richtig dunkel wird es an diesem Tag erst um 22:40 Uhr;
die Morgendämmerung beginnt schon wieder um halb fünf. Ab dem 22. Juni werden die Tage
langsam wieder kürzer. Vor- und Frühgeschichtler vermuten, dass schon unsere Vorfahren
die Sommersonnenwende gefeiert haben. Für sie, die auf die Sonne als Quelle von Licht und
Wärme angewiesen waren, bedeutete die Sonnenwende sicherlich ein wichtiges Datum.
Von der Kirche auf den 24. Juni verlegt
Schon vor der Christianisierung feierte die heidnische Bevölkerung Europas
ein Fest zur Sonnenwende. Die Devise der Kirche war damals, den Heiden in ihren Bräuchen
so weit wie möglich entgegenzukommen: Die Sonnwendfeier wurde kurzerhand in ein
christliches Fest umgewandelt und auf den Johannistag am 24. Juni (Geburtstag von Johannes
dem Täufer) verlegt. Gefeiert wurde weiterhin mit einem großem Feuer in der Sommernacht,
ab jetzt wurde es "Johannisfeuer" genannt.
Die germanische Zeitrechnung wurde vom Himmel in seiner
himmlischen Götterordnung selbst genommen, d. h. sie beruhte auf genaue astronomische
Beobachtung.
Wie die Bestimmung des Ortes und der Richtung, so war also auch die germanische
Zeiteinteilung eine Angelegenheit der Himmelsbeobachtung. Diese wurde meist von Bergen
oder Anhöhen mittels der "Ortung" (Richtungslage+Richtungshöhe=Einstellung)
zum Auf- und Unterangspunkt der Winter- und Sommersonnenwende vorgenomen; denn während
das heutige Jahr am römischen Neujahrsfest beginnt, zählte das germanische von
Sonnenwende zu Sonnenwende.>
So wurde die Sonnenwende allgemein als ein bestimmter Tag angesehen, der die Zeitrechnung
sowie die Abhaltung des Allthings regelte. Die Himmelsrichtungen bildeten hierbei
sozusagen das " Zifferblatt ". Überall im germanischen Leben, imn Glaube und
Brauch, ist jene Ortung, Richtlage und Richtlegung zu erkennen.Solche Richtlegung, vor
allem nach Sonnenwendpunkten, sind auffallend. Wir finden diese Berücksichtigung bei der
Errichtung von Häusern, Königshallen, ganzen Dörfern,Grablegungen /Gräberfeldern und
der Ausgestaltung von Thinplätzen. Selbst die Richtlegung von späteren Kirchenbauten
folgt der West - Ost - Linie, also dem alt-germanischen Vorbild.
Aus diesem Grunde sind auch die ältesten Sonnenheiligtümer und Kultstätten heute noch
einwandfrei zu identifizieren. Der Steinzirkel von Stonehenge weist die Richtlage zur
Junisonnenwende auf. Der Süntelstein bei Vehrte (Bez. Osnabrück) weist eine gleiche
Lagerichtung auf, wie der Opfertein bei Värjö in Smaland (Schweden), wie ja gerade für
die Thinghügel die Grundrichtungen der Ortungen durchweg identisch sind.
Das " Sonnenloch" der Externsteine ist in seiner alten Raumachse genau auf die
Richtung zur Sommersonnenwende ausgerichtet, nämlich nach Nordosten, in Richtung der dort
aufgehenden Sonne. Nur am Sonnenwendtag (Junisonnenwende) fällt das aufgehende
Sonnenlicht genau urch die Öffnung des Sonnenlochs und erhellt die dahinterliegende
Höhle.
Sicherlich sind hier einst - außer den heiligen Sonnenwendfeiern - auch
"kalendermäßige" Beobachtungen der wandernden Sonne vorgenommen worden. Einen
geigneteren Platz hätte man sich wohl auch kaum vorstellen können.
Der Weg der Sonne im Kreislauf des Jahres gab den Germanen ihre Zeitrechnung: die Wenden
und die Gleichen, die Tage, Wochen und Monde - das "Sonnenjahr" mit seiner für
die bäuerliche Kultur so wichtigen Zeitenfolge.
So waren die "Sonnenwarten" zugleich auch "Sonnenheiligtümer": Orte
für die Sonnenbeobachtung und zugleich für die "Sonnenfeste".
Aus den Gesetzen des Kosmos, leiteten unsere Vorfahren durch Beobachtung, Einordnung und
Erkenntnis ihre eigenen Lebensabläufe ab. Dies gelang durch Einklang mit der Natur und
die damit zusammenhängende Weltschau und Welterkenntnis eines göttergeweihten
Naturglaubens.
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